Mittlerweile gibt es immer mehr Paddock-Trails in ganz Deutschland und auch in Sachsen-Anhalt. In der Region um Magdeburg sind wir der 3. Pensionsbetrieb mit einem Trail und auch immer mehr private Pferdehalter bauen zumindest Elemente dieses Konzepts in ihre Offenställe mit ein. Trotzdem sind noch viele Vorurteile in den Köpfen der Pferdehalter, mit denen wir heute – durchaus mit ein klein wenig Humor gewürzt – einmal aufräumen möchten.
Die Pferde stehen immer im Matsch.
Ja, das viele Laufen der Pferde sorgt dafür, dass die Grasnarbe auf den Wegen platt bzw. sogar komplett weg getrampelt wird. Das soll so sein. Dadurch bestehen die Wege auf einem Trail hauptsächlich aus Erde. Wenn es regnet wird Erde zu Matsch – Überraschung! Das ist an sich aber überhaupt kein Problem, denn Matsch ist ja weder giftig noch greift er unsere Pferde heimtückisch an. Und tatsächlich trocknet dieser Matsch auch ziemlich schnell wieder ab, wenn die Wege und das Drumherum entsprechend angelegt sind.
Wir haben auf dem Heide-Trail am Wegesrand viele Weiden und andere „wasserziehende“ Pflanzen gesetzt, damit das Wasser möglichst gut wieder vom Trail runter kommt. Dazu sind die Wege und Flächen minimal abschüssig, damit Wasser ablaufen kann. Außerdem versetzen wir aktuell noch die Heuraufen und planen verschiedene Befestigungen, damit die Pferde an den Fressstationen trocken stehen.
Auf den Wegen dürfen die zarten Hufe unserer eleganten Equiden aber gern mit nasser Erde in Berührung kommen – das ist gut für die Hufe und schadet keinesfalls. Wichtig hier: wir äppeln unseren Trail täglich ab, sodass sich keine „Äppel-Alleen“ bilden. Tatsächlich laufen die Pferde um die meisten Haufen drumherum.
Das ist mehr so für Horsemanship-Leute.
Vor einigen Wochen postete eine Pferdebesitzerin einen Beitrag, mit dem sie nach verschiedenen Pensionsplätzen in der Region suchte. Es folgten schnell verschiedenste Vorschläge. Unter anderem wurde unser Heide-Trail empfohlen, wozu eine Person (im groben Wortlaut) schrieb: „Ich glaube nicht, dass das nichts für dich ist. Die sind da mehr so horsemanshipmäßig.“ (Witzigerweise von einer uns unbekannten Person formuliert.)
Da kommen gleich so viele Fragezeichen auf: Woher will jemand fremdes wissen, wie wir so sind? Wer ist überhaupt „die“? Was heißt „horsemanshipmäßig“? Und müssen alle unsere Einsteller die gleiche Reit- und Arbeitsweise haben?
Nun ja, die Kurzform: Bei uns darf jeder nach seiner eigenen Art und Weise mit seinem Pferd machen, was er möchte. Solange wir nichts erleben, was einem Pferde Leid oder Schaden zufügt, ist uns völlig egal, ob Englisch, Western, Barock, Kutsche, Bodenarbeit, Parelli, Horsemanship, hohe Dressur, Clickertraining oder Nackreiten. Ok, zugegeben – letzteres würde uns schon kurz verunsichern und wohl den Unmut des Dorfes bringen… aber ansonsten ist jeder frei in der Gestaltung seiner Zeit mit seinem Pferd.
Das, was wir aus dem Kommentar aber vor allem zwischen den Zeilen lesen, ist Folgendes: Gerade für viele Sportreiter ist es noch eine komische Vorstellung, ihr Pferd in einen Offenstall oder Paddock-Trail zu stellen. (Wobei „stellen“ hier wohl nicht der richtige Ausdruck ist.) Wir wollen aber zeigen: artgerechte Pferdehaltung und sportliche Leistungen / Training können und sollten zusammengehören.
Die Pferde haben nie Pause oder ihre Ruhe und müssen immer laufen.
In der Natur ist es auch so, dass Pferde täglich aus der Steppe in die Berge wandern, um dort in Höhlen zu übernachten. Weiterentwickelte Rassen haben auch gelernt, wie sie Bäumen umstürzen können, sodass kleine Blätterzelte entstehen. Da Pferde Wert auf Privatsphäre legen, baut sich dann jedes Tier ein eigenes Zelt abseits der anderen Pferde. *Ironie aus*
Spaß beiseite: Ja, Pferde brauchen selbstverständlich die Möglichkeit sich auszuruhen und zu schlafen. Eine Herde sollte so entspannt sein und ausreichend Möglichkeiten auf dem Paddock-Trail haben, um schlafen, ruhen und dösen zu können. Ein oft verbreitetet Irrglaube ist aber, dass Pferde gern in die Box gehen, weil sie dort entspannen können. Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann liegt das oftmals eher daran, dass es draußen zu wenig Platz gibt, kein Heu gefüttert wird oder die Gruppe nicht harmonisch ist. Es soll bitte kein Schwarz-Weiß-Denken werden, aber in den meisten Fällen fühlen sich Pferde in der Herde und draußen in Bewegung deutlich wohler – vorausgesetzt, das Management der Anlage stimmt.
Lass dich von solchen Aussagen nicht entmutigen, wenn du dein Pferd in eine artgerechtere Haltung stellen möchtest. Dahinter stecken eben oft Vorurteile oder eben die Erfahrungen mit außergewöhnlichen Einzelfällen.
Pferde in einer Trail-Haltung sind nicht leistungsfähig, sondern erschöpft.
Wie eben schon gesagt: Pferde haben ein Ruhe- und Schlafbedürfnis, das gestillt werden muss. Darüber hinaus hat die Haltung im Trail definitiv einen Effekt: die Pferde werden deutlich entspannter, weil sie ausgelasteter sind. Durch die kontinuierliche Bewegung über den Tag, gemischt mit der ein oder anderen Galopprunde, sind unsere Pferde hier frisch und fröhlich, aber definitiv keine nervösen Nervenbündel, wie man es von so manchem Boxenpferd kennt.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Pferde dadurch nicht so schreckhaft sind und auch auf Turnieren oder anderen Veranstaltungen „die coolen Socken“ sind. Selbst Sportpferde, die früher eher einem Pulverfass glichen, chillen jetzt mehr als zu glotzen. Das kann man mit Erschöpfung verwechseln oder aber erkennen, dass es dem Pony einfach gut geht.
Alte Pferde schaffen das viele Laufen nicht mehr.
Gerade die älteren Semester profitieren von der vielen Bewegung in einer Paddock-Trail-Haltung. Denn so wird der gesamte Bewegungsapparat in Gange gehalten und auch der Stoffwechsel (der ja im Alter bekanntlich langsamer wird) bleibt ordentlich in Gange. Hat dein älteres Pferd schon Arthrose, dann kann das das Fortschreiten verlangsamen. Auch bei Pferden in den besten Jahren, die noch keine Alterswehwehchen haben, kann viel Bewegung sie länger fit halten.
Schmeiß mal deine Suchmaschine an und recherchiere: Da haben Veterinäre schon verschiedene Untersuchungen gemacht und er O-Ton ist „mehr Bewegung = gesundes, altes Pferd“.
Das Verletzungsrisiko ist viiiel höher als bei Boxenpferden.
Papperlapapp. Ja, ein Pferd, das draußen steht, kann sich auch verletzen. Aber die typischen Weideunfälle – ganz besonders Sehnenschäden – treten viel mehr bei Pferden auf, die aus der Box kommen und dann „kalt“ auf die Koppel kommen, losbuckeln und rennen (sind ja auch nicht ausgelastet) und dann ihre 4 Beine nicht koordiniert bekommen. (Unsere bescheidene Meinung, wobei auch hier gilt: Verallgemeinerungen und Schwarz-Weiß-Denken wollen wir natürlich vermeiden.)
Was durchaus mal dazu kommt: Wenn Pferde in der Herde stehen, kann mal eine Beißwunde oder ein Tritt passieren. Das kannst du nur verhindern, indem dein Pferd niemals nie Kontakt zu anderen Pferde hat und das wäre dann alles andere als artgerecht für ein Herdentier.
Unsere Erfahrung: Hier und da haben unsere Pferde mal einen Kratzer. Wenn ein neues Pferd in die Herde kommt, dann gibt es auch mal eine Bissspur. Aber ansonsten haben wir hier bisher keine Erfahrungen mit ernsthaft bösem Auweh gemacht. *auf Holz klopfen!*
Trail-Haltung ist viel teurer als Boxenhaltung, das kann sich nicht jeder leisten.
Nun ja… JA, Die Haltung im Trail macht einen Haufen Arbeit. Es muss sehr viel Zaun gebaut und instandgehalten werden. Das tägliche Abäppeln schafft Kilometer auf dem Zähler und ist zeitintensiver als vielleicht in der Stallgasse. Da vergleicht man Äpfel mit Birnen.
Als Besitzer solltest du dich vielmehr fragen: Wie viel mehr (oder vielleicht sogar weniger?) kostet es mich, mein Pferd in eine Paddock-Trail-Haltung zu stellen? Und wie viel mehr Lebensqualität ermögliche ich meinem Tier damit? Oftmals geht das Verhältnis ganz klar zugunsten des Pferdewohls. Außerdem kann (!) dir diese artgerechte und bewegungsintensive Haltungsform auf lange Sicht Tierarztkosten und vor allem Aufwand sparen. Denn deinem Pferd geht es auch prima, wenn du mal krank, im Urlaub oder auf Dienstreise bist.
Uns ist außerdem wichtig: Nicht nur deinem Pferd soll es bei uns gut gehen, sondern auch du sollst dich wohl fühlen. Mit unserem gemütlichen Reiterstübchen mit Küche, nagelneuen Sanitäranlagen, beheizten Räumen für Sattelschränke und Co. bekommst auch du ein komfortables Drumherum. Dazu kannst du eben den beleuchteten und überdachten Reitplatz bei jedem Wetter nutzen und bist so mehr oder weniger unabhängig vom Tageslicht . Das schafft auch für dich Entspannung und mehr freie Zeiteinteilung. Das alles in Kombination mit artgerechter Haltung für dein Pferd ist doch jeden Cent wert.
Trail Nummer 2 ist fertiggestellt
Wir hatten immer den Plan, dass es mal 2 Trails geben soll: einen für schwerfuttrige und einen für leichtfuttrige Pferde. Da unser Konzept schon so super angenommen wurde, konnten wir Trail Nummer 2 zügig in die Tat umsetzen, womit wir nun beste Bedingungen für dicke und vorerkrankte Pferde (Rehe, EMS, Cushing, IR) schaffen. Dabei werden wir den Einzug neuer Pferde zukünftig noch konkreter planen und begrenzen, damit unsere alteingesessenen Pferde nicht zu viel Stress haben werden.
Wenn du also schon die ganze Zeit überlegst und überlegst, dann melde dich gern bei uns und lass dich auf die Warteliste setzen, damit du und dein Pferd die Chance auf einen Platz bei uns bekommen. Schreibe einfach eine Mail an info@heide-trail.de oder melde dich telefonisch unter +49 171 2284451