Was bringt deinem Pferd eine artgerechte Pferdehaltung mit viel Bewegung und in Pferdegesellschaft, wenn die Hauptnahrungsquelle deines Pferdes nicht rundherum stimmt? Genau. Deshalb hat das Heu bei uns oberste Priorität. Heumenge, die Qualität und der Nährstoffgehalt, die Fresspausen, die Art der Heufütterung – das alles steht in direktem Zusammenhang mit der Gesundheit deines Pferdes.
Die Heumenge
Als Faustregel gilt: dein Pferd sollte mindestens um die 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht bekommen. Bei 600 kg Pferd sind das dann 6 x 1,5 kg = 9 kg Heu – abwiegen, füttern, fertig. So einfach wie das klingt, ist es leider nicht. Man kann dies als grobe Orientierung heranziehen, sich jedoch nicht daran festklammern. Aber in der Gruppenhaltung können wir nicht tagtäglich nachvollziehen, wie viel Heu jedes Pferd frisst.
Die Heumenge auf dem Heide-Trail: Die Pferde haben freien Zugang zu mehreren Heuraufen und können so viel Heu fressen, wie sie benötigen. Dabei achten wir trotzdem darauf, dass wir nicht „überfüttern“. Viele Pferde haben gesundheitliche Probleme durch Überfütterung. Dazu mehr im Absatz „Fresspausen“.
Heuqualität
Grundsätzlich lassen sich Aussagen über die Heuqualität treffen, indem du einfach mal genau hinschaust, riechst und fühlst. Gutes Heu riecht frisch und blumig, auf keinen Fall muffig, modrig oder säuerlich. Außerdem sollte es nicht grau oder fad wirken, sondern eine gelbe bis grünliche Farbe haben. Wenn du genau hinschaust oder etwas „wühlst“ sollten keine Fremdkörper oder Dreck drin sein.
Auch die Aussage „Heu staubt immer etwas“ ist mit Vorsicht zu genießen. Denn wenn du zum Beispiel an einem Heunetz schüttelst und der Staub fliegt nur so durch die Gegend, könnten das tatsächlich Schimmelsporen sein. Schimmel erkennst du außerdem, indem du ganz genau die einzelnen Halme im Heu betrachtest. Sind vermehrt schwarze Stellen, Flecken, Schlieren oder sogar weißer Flaum auf den Stängeln, solltest du deinem Pferd dieses Heu lieber nicht geben. Wir sind da extrem penibel und prüfen ganz genau, damit das Heu einwandfrei ist.
Nährstoffgehalt
Der offensichtliche erste Eindruck ist wichtig zum Abschätzen der Qualität. Aber leider können wir alle nicht ins Heu hineinschauen. Stimmt die Qualität des Heus auf den ersten Blick, sagt das noch nichts über den Nährstoffgehalt des Heus.
Je nach Erntezeitpunkt, Wiese, Gräsersorten und -vielfalt, Wetterbedingungen in dem Jahr schwankt die Heubeschaffenheit beträchtlich. Damit wir aber genau wissen, was drin ist, lassen wir unser Heu beproben und untersuchen. Die Analysen kannst du bei verschiedenen Laboren machen lassen, z.B. bei der LUFA Nord-West.
Heuqualität & Nährstoffgehalt unseres Heus: Wir lassen jede Heulieferung (teilweise vor dem Kauf) beproben, um sicher zu gehen, dass unser Heu beste Qualität und Zusammensetzung hat.
Giftpflanzen
Bei dieser genauen Betrachtung des Heus siehst du auch, ob Giftpflanzen enthalten sind. Ganz besonders schlimm sind zum Beispiel Jakobskreuzkraut und auch Herbstzeitlose. Sind diese im Heu vorhanden und somit getrocknet, frisst dein Pferd diese mit, auch wenn es auf der Wiese wohl eher einen Bogen darum machen würde. Diese giftigen Pflanzen sorgen für massive Leberschäden und (je nach Menge) für regelrechte Vergiftungen. Wir haben dir unter diesem Beitrag einen übersichtlichen Artikel verlinkt, indem einige für Pferde giftige Bäume, Sträucher und Kräuter aufgelistet sind.
Wenn du die Möglichkeit hast die Wiese, von der dein Heu kommt, vor dem Schnitt zu begutachten, ist das natürlich umso besser. Dann sind die potentiell gefährlichen Blümchen auch noch besser zu erkennen. Genau das versuchen wir auch, da wir unser Heu vorzugsweise aus der Region beziehen.
Erntezeitpunkt des Heus
Der Zeitpunkt der Heuernte, also der Schnitt, hat Einfluss auf die Heuqualität und den Nährstoffgehalt. Das Gras kann beispielsweise vor der Blüte oder danach geschnitten werden und die verschiedenen Schnitte haben unterschiedliche Eigenschaften. Die Bauern unseres Vertrauens haben das im Griff und unterstützen uns ebenfalls bei unserem eigenen Heu.
Fütterung des Heus
Wenn sichergestellt ist, dass die Pferde qualitativ hochwertiges Heu bekommen und wir genau wissen, was drin ist, geht es daran die für dein Pferd beste Form der Heufütterung zu finden. Für leichtfuttrige Ponys bietet sich oftmals die Fütterung aus Netzen an. So wird das Fressen etwas aufwendiger gemacht und der „Heukonsum“ über den Tag besser verteilt. Heu kann auch frei zur Verfügung, also ad libitum, gegeben werden. Dabei gilt es natürlich ebenfalls, die möglicherweise wechselnden Inhaltsstoffe des Heus zu berücksichtigen.
Heufütterung auf dem Heide-Trail: Unsere Pferde stehen in zwei getrennten Gruppen auf zwei unterschiedlichen Trails. Wir haben alles vertreten: Appi-Mix, Freiberger, Warmblut, Friesen-Mix… Es gibt verschiedene Raufen mit und ohne Netzen, je nach Gruppe. Die Herdenzusammenstellung ist so gewählt wird, dass die Pferde nach schwerfuttrig und leichtfuttrig getrennt sind. So können die Moppel energiearmes Heu aus Netzen und mit Stroh gestreckt bekommen, während schwerfuttrige Kandidaten ruhig auch ad libitum gefüttert werden können.
Fresspausen
Es kursiert seit einiger Zeit ein Irrglaube, den wir hier gern benennen möchten: Pferde dürfen keine Fresspausen haben und brauchen deshalb 24 h Heu immer zu freien Verfügung. Das ist schlicht und einfach falsch. Würden wir allen unseren Pferden permanenten und unkontrollierten Zugang zu Heu geben, hätten wir noch mehr von den mittlerweile üblichen Wohlstandskrankheiten (Übergewicht und die damit verbundenen Übel, wie Insulinresistenz, Rehe, Leberprobleme, Hautprobleme usw.).
Ja, es ist richtig, dass Pferde Dauerfresser sind und sie nicht mehr als 4-6 Stunden „leer stehen“ sollen. Trotzdem ist die Panikmache rund um Fresspausen unbegründet. Adipositas (= Übergewicht) birgt weit größere Gefahren für die Pferdegesundheit und wird gern mal totgeschwiegen. Um dem Bedarf eines jeden Pferdes gerecht zu werden, legen wir vor allem den Fokus auf die Heuqualität und den Nährstoffgehalt. Darüber hinaus bauen wir bewusst (kurz & kontrolliert) Fresspausen vom Heu ein, um aber dafür eine regelmäßige Fütterung zu ermöglichen. Dabei haben unsere Pferde trotzdem jederzeit Zugang zu Gehölz in Form einer Totholzhecke, Bäumen und Sträuchern.
Raufutter ist mehr als nur Heu!
Dabei gilt es noch einen ganz wichtigen Punkt zu berücksichtigen: Raufutter ist mehr als nur Heu. Auch Stroh (hochwertiges, Futterstroh!) und Äste und Gehölz zählen als Raufutter. Eine wirkliche FressPAUSE besteht also eigentlich nur, wenn das Pferd komplett ohne Raufutter jeder Art steht und keinen Zugang zu essbarem Heu, Stroh, Gehölz u.ä. hat.
Am Heu sparen…
…ist das aller-ALLER-A-L-L-E-R-letzte, was wir tun. Weder an der Qualität, noch an der Menge. Unsere Pferde können außerdem in den wenigen Stunden des Tages, an denen es kein Heu gibt, frei an unseren Hölzern und Ästen knabbern.
Hochwertiges Heu – das A und O
Du siehst: das Thema Heu ist uns auf dem Heide-Trail wahnsinnig wichtig. Wir sehen es als unsere Verantwortung, dass dein Pferd hochwertiges Heu bekommt und davon auch genug. In verschiedenen Foren und Gruppen lesen wir immer wieder gleichzeitig Berichte von super schlechtem Heu zusammen mit Aussagen wie: „Aber die Gemeinschaft ist da so toll.“, „Die Herde ist harmonisch und mein Pferd fühlt sich wohl.“, „Na das ist jetzt nur übergangsweise für ein paar Monate…“, … und so weiter…
Klar, legen wir auch Wert auf ein harmonisches Miteinander und super Trainingsbedingungen. Das hilft nur leider alles nichts, wenn dein Pferd durch schlechtes Heu krank wird. Daher: Augen auf (und auf das Heu!) bei der Stallwahl.
Du willst die beste Haltung & Fütterung für dein Pferd? Wir haben noch Plätze frei!
Hier findest du weitere Infos:
Im Download-Bereich des VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V.) findest du eine extrem gute und trotzdem kostenlose Broschüre rund ums Heu. Wir sind selbst VFD-Mitglieder. Hier findest du 10 gute Gründe für die Mitgliedschaft bei der VFD.
Bei der LUFA Nord-West kannst du Heuanalysen beauftragen und findest außerdem statistische Auswertungen zu bisherigen Analysen aus den Vorjahren.
Hier geht es zu einem weiteren sehr ausführlichen Artikel zum Heu von Natural Horse Care.